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Medizintechnologie aus Taiwan: Innovationen im Überblick
Datum 2020-11-02

Das beste Gesundheitssystem der Welt gibt es in Taiwan – das ist das Ergebnis des jüngst veröffentlichten „World Health Index“, den das internationale CEOWORLD-Magazin jährlich in Auftrag gibt. Taiwan führt dort die Rangliste noch vor Südkorea und Japan an, Deutschland befindet sich auf dem siebzehnten Platz.

Vor diesem Hintergrund scheint es wenig überraschend, dass die drei Spitzenreiter auch im Umgang mit dem Corona-Virus immer wieder als positive Beispiele hervorstachen. Immer wieder machte Taiwan in den vergangenen Monaten mit niedrigen Fallzahlen und einem extrem effizienten und transparenten Krisenmanagement Schlagzeilen.

 

 

Technologieführer Taiwan

Die Gründe für diesen Erfolg sind vielfältig: die Existenz eines Krisenstabs, der sich seit Jahren auf eine solche Pandemie vorbereitete, schnelle und klar kommunizierte politische Entscheidungen, und nicht zuletzt der Einsatz digitaler und innovativer Technologien.

Ein Beispiel: Als Anfang 2020 Gesichtsmasken knapp wurden, fuhr Taiwan die Produktion innerhalb kürzester Zeit hoch – die Maschinen liefen rund um die Uhr. Um die Maskenbestände innerhalb Taiwans kontinuierlich im Blick zu behalten und eine gerechte Verteilung des knappen Guts sicherzustellen, setzte Taiwan auf Digitalisierung und offene Daten. Digitalministerin Audrey Tang entwickelte mit einer Gruppe von Google-Ingenieuren und in Zusammenarbeit mit Apothekern eine interaktive Karte. So konnten die Bürger vor dem Einkaufen prüfen, ob und wo gerade Masken verfügbar waren. Apotheken erhielten im Gegenzug den Überblick darüber, wer bereits wie viele Masken gekauft hatte und so Hamsterkäufe verhindern.

Im Bereich Medizintechnik ist Taiwan einer der weltweit führenden Anbieter. Dabei setzt das Land auch auf seine Stärke in der Informationstechnologie-und Halbleiterbranche, etwa um intelligente Robotik im Kampf gegen Corona einzusetzen.

Um Innovation zu fördern, vergibt das taiwanische Wirtschaftsministerium jährlich den Taiwan Excellence Award, der Unternehmen dabei unterstützt, ihre Entwicklungen und Produkte international bekannt zu machen. Eine Auswahl der prämierten Produkte wird auch auf der diesjährigen virtuellen Medica zu sehen sein. Wir haben uns jetzt schon einige Highlights genauer angesehen.

 

 

Corona Schnelltest in wenigen Minuten

Eine der drängendsten medizinischen Forschungsbereiche ist derzeit zweifellos die Corona-Pandemie. Von Impfstoffen zu effektiven Behandlungsmethoden und Testverfahren – die Medizinwelt arbeitet fieberhaft an Lösungen für das bedrohliche Virus. Einen Beitrag leistet dabei auch das taiwanische Unternehmen iXensor. Bereits im Februar richtete es das Projektteam COMBAT ein, dass mit der Erforschung digitaler Lösungen für die globale Pandemie betraut wurde.

 

Das PixoTest® POCT-System zeigt Ergebnisse in 3 Minuten an.

 

Ausgangspunkt ist dabei die unternehmenseigene PixoTech Technologie. Diese wird bisher vor allem verwendet, um Bluttests mithilfe einer Smartphone-Kamera auszuwerten und direkt an den behandelnden Arzt weiterzuleiten. Zuverlässige Ergebnisse liefert PixoTech in weniger als drei Minuten. Nun soll die Technologie auch zur Früherkennung von Corona-Infektionen angewandt werden. Das Unternehmen gibt sich dabei optimistisch: Man rechne noch in diesem Jahr mit einer Marktzulassung, sagte Denny Liu, Vicepresident Sales bei einer Pressekonferenz im September.

 

 

Augmented Reality für die Zahnmedizin

Übung macht den Meister – das gilt auch für Ärzte. Doch wenn es um die eigene Gesundheit geht, ist kaum jemand gerne das Übungsobjekt. Um angehende Ärzte in möglichst realistischer Umgebung auf ihre Aufgabe vorzubereiten spielen deshalb Virtual und Augmented Reality-Anwendungen eine immer größere Rolle in der medizinischen Ausbildung. Eines der fortschrittlichsten Beispiele im Bereich der Zahnmedizin ist die SimEx, ein anpassungsfähiger AR-Simulator der Firma eped.

 

SimEx von eped ermöglicht angehenden Ärzten die Übung in virtuellen Lernumgebungen.

 

Sie ermöglicht Ausbildungsstätten auf der ganzen Welt, individuell auf ihre Bedürfnisse angepasste Lernumgebungen zu schaffen. So können sie zwischen unterschiedlichen Kiefermodellen und zahnmedizinischen Verfahren wählen. Eine 3D-Visualisierung in Echtzeit ermöglicht effektivere und objektivere Lernerfahrungen. Durch das unmittelbare Feed-
back können die Schüler außerdem selbstständiger
arbeiten. SimEx ist damit auch für Prüfungssituationen geeignet.
Verfügbar ist das System in den Bereichen Operative Zahnheilkunde, Prothetik, Endodontie und Kinderzahnheilkunde.

 

 

Durchblick für Chirurgen

Auf Mixed Reality und 3D-Modelle setzt auch das Unternehmen Taiwan Main Orthopaedics Co. mit der chirurgischen Brille Caduceus. Sie erstellt für den Operateur ein 3D-Modell der Anatomie sowie des Gefäß- und Nervensystems des Patienten. "Diese Brille kann man sich wie eine Röntgenbrille vorstellen", sagte Dr. Min-Liang Wang, Erfinder und CEO von Taiwan Main Orthopedics.

 

Die smarte 3D-Brille Caduceus hilft Chirurgen bei komplizierten Eingriffen.

 

Zudem zeigt die smarte Brille jederzeit die genaue Positionierung der Nadel an – der Chirurg muss den Blick nicht vom Patienten abwenden, um Monitore oder Geräte zu checken. Gerade bei komplizierten Eingriffen soll Caduceus so einerseits die Eingriffsdauer um bis zu 70 Prozent reduzieren, anderseits durch kleinere und präzisere Schnitte die Genesungszeit verkürzen.

 

 

Mit den Augen des Operateurs sehen

In eine etwas andere Richtung geht das Unternehmen Faspro mit der Kameralösung Fasmedo FM-100. Die drahtlose Kamera wird auf dem Kopf des Operateurs befestigt und hält so den gesamten Eingriff aus seinem oder ihrem Blickwinkel fest. Höchste Auflösung, leistungsstarker Autofokus und große Tiefenschärfe garantieren dabei eine herausragende Videoqualität.

 

Die drahtlose Kamera Fasmedo FM-100 hält den gesamten Eingriff fest.

 

Die Einsatzmöglichkeiten für diese Technologie sind vielfältig. Einerseits können die Aufnahmen mithilfe einer zugehörigen App für Live-Übertragungen genutzt werden und so beispielsweise kollaborative Eingriffe über räumliche Distanzen hinweg ermöglichen. Andererseits eignen sie sich ausgezeichnet für Schulungszwecke oder für den Einsatz auf Kongressen.

 

 

Hoffnungsträger Biotech

Die gezeigten Produkte veranschaulichen eindringlich, wie die taiwanische Medizintechnik-Industrie geschickt die traditionelle Stärke in der Informations- und Kommunikationstechnologie nutzt, um innovative Lösungen für den Medizinbereich zu entwickeln. Auch in Zukunft möchte Taiwan verstärkt in den Biotech-Bereich investieren, der neben der Medizintechnologie auch Biotechnik und Arzneimittel umfasst. Mindestens 20 neue Medikamente, 80 biomedizinische Werkstoffe sowie eine Vielzahl hochwertiger medizintechnischer Geräte sollen nach Plänen der Regierung bis 2025 entwickelt werden – es bleibt also spannend in der taiwanischen Medtech-Branche.

 

 

Einen Überblick über die medizintechnischen Innovationen aus Taiwan können Interessierte vom 16- bis 19. November auf der weltgrößten Medizintechnik-Messe Medica gewinnen. Dort werden die führenden Marken Taiwans ihre Produkte unter dem Schirm des Taiwan External Trade Development Council (TAITRA) präsentieren. Aufgrund der aktuellen Situation findet die Messe dieses Jahr rein virtuell statt.  

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