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Wie Taiwan die Corona-Krise meistert
Datum 2020-03-30

Als im Dezember 2019 die ersten Meldungen über eine unbekannte Lungenerkrankungen in Wuhan vermeldet wurden, horchte eine Insel im chinesischen Meer auf. Denn in Taiwan gab es allen Grund, nervös zu sein: Gerade einmal 81 Kilometer trennen die Insel vom chinesischen Festland. 850.000 der etwa 23 Millionen Einwohner leben in China, über 400.000 weitere Bürger arbeiten in der Volksrepublik.

2,7 Millionen Chinesen reisten im vergangenen Jahr nach Taiwan. Und schon 2003 hatte man im Zuge der SARS-Epidemie erfahren, wie ein gefährliches Virus sich wie ein Fegefeuer in den dicht besiedelten Städten verbreiten kann.  680 Fälle und 81 Tote hatte man damals nach einem Monat zu beklagen[1]. Der aktuelle Stand bei Corona: 215 Infizierte, zwei Todesfälle[2].

Krisenprävention: Aus der Vergangenheit lernen

Mit dieser Bilanz liegt Taiwan deutlich besser, als es Prognosen und Experten vorhergesagt hatten. Und eben jene SARS-Epidemie vor 17 Jahren spielte dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Denn bereits 2004 rief die taiwanische Regierung das „National Health Command Center“ (NHCC) ins Leben, eine zentrale Stelle für den Umgang mit Epidemien, Bio-Terrorismus und andere medizinische Notsituationen.

Das erklärte Ziel: in zukünftigen Katastrophenfällen sollte die Kommandozentrale Behörden auf regionaler und überregionaler Ebene koordinieren und beraten, um Zeit und Ressourcen möglichst effektiv und gezielt einsetzten zu können. Schnelles Krisenmanagement lautet die Devise – und Corona stellte die erste große Bewährungsrobe für dieses System dar.

Krisenmanagement 2.0: Big Data und Digitalisierung

Das Ergebnis: 124 Maßnahmen, die die Verbreitung des Virus im Keim ersticken sollten. Schon am 31. Dezember wurden Passagiere aus Wuhan noch im Flugzeug auf Symptome hin untersucht und gegebenenfalls in Behandlung gegeben; kurz darauf gibt es keinen Flug- und Schiffverkehr mehr aus der chinesischen Provinz.

Für Einreisende aus anderen Regionen wurde binnen kürzester Zeit ein Quarantäne-System auf die Beine gestellt: Über einen QR-Code gelangen die Reisenden zu einem Online-Formular zu Gesundheitszustand und Reisehistorie. Wird das Risiko als gering eingeschätzt, folgt ein beschleunigtes Einreiseverfahren. Gibt es dagegen den begründeten Verdacht auf eine Infektion, folgen Untersuchung und gegebenenfalls Quarantäne – im Krankenhaus oder dem eigenen Zuhause.  

Um die Situation im Auge zu behalten und gefährdete Bürger rechtzeitig zu schützen hatte Taiwan eine Wunderwaffe im Gepäck: seit Jahren gibt es hier ein digitalisiertes Gesundheitssystem, wie es in Deutschland seit längerem diskutiert wird. Proaktiv kontaktierten die Behörden so etwa Menschen mit bestehenden schweren Atemwegserkrankungen, für die das Corona-Virus besonders gefährlich werden kann. Der Gesundheitszustand dieser und anderer potenziell gefährdeten Gruppen (etwa die Rückkehrer aus Gefahrenzonen) wird über eine App genau beobachtet.

Krisenintervention: Technologie gegen das Virus

Das schnelle und beherzte Eingreifen der Behörden trug auch dazu bei, Panik und Hysterie in der Bevölkerung zu verhindern. Toilettenpapier und Nudeln kann man in Taiwan noch immer bekommen – ebenso übrigens wie die hier heißbegehrten Gesichtsmasken. Entscheidend auch hier: eine Mischung aus staatlicher Intervention und schneller Anpassungsfähigkeit. In Windeseile wurde die Produktionskapazität der Masken hochgefahren; der Verkauf auf Apotheken beschränkt und streng rationiert. Gesichtsmasken-Hamsterkäufe: Fehlanzeige.

Aber Gesichtsmasken sind nicht die einzigen Produkte, die taiwanesische Unternehmen im Kampf gegen das Coronavirus einsetzen. Gesundheitstechnologie ist traditionell eine Stärke der Insel, und eine Reihe von Unternehmen haben Technologien entwickelt, die in der aktuellen Krise ihr volles Potenzial zeigen. So könnte der „LUFT cube“, ein von LuftQi entwickelter Luftreiniger, helfen, die Umgebungsluft virenfrei zu halten. Bisherige Tests haben gezeigt, dass der Luftreiniger Bakterien und Viren nicht nur eliminieren kann, sondern diese dauerhaft in harmlose Moleküle zersetzt. Der Hersteller ist sich sicher, dass dies für Privatpersonen ein wichtiger Beitrag zur Eindämmung des Virus sein könnte.

Die taiwanesische Firma Microlife hat dagegen ein Fieberthermometer entwickelt, das berührungslos arbeitet und es den Gesundheitsbehörden so ermöglicht, einen Sicherheitsabstand zu potenziell infizierten Patienten einzuhalten. Das Thermometer arbeitet mit Infrarot-Technologie, die in Sekundenschnelle zuverlässige Ergebnisse liefert. Zusammen mit den Masken des taiwanesischen Anbieters MOTEX soll diese Messung jene Ärzte und Krankenschwestern schützen, die das Gesundheitssystem in Takt halten. Auf diese und viele andere Arten tuen viele taiwanische Unternehmen ihr Möglichstes, dazu beizutragen, die Situation unter Kontrolle zu halten.

Krisenkommunikation: klare Informationen, klare Handlungsanweisungen  

Zugleich setzt die Regierung alles daran, die Bürger umfassend und sachlich zu informieren, um Fake News von Anfang an entgegenzuwirken. Täglich tritt der Gesundheitsminister Chen Shih-chung vor die Kameras, um ein Update der aktuellen Situation zu geben. Die Botschaft: Eine Verbreitung des Virus in der Gesellschaft lässt sich mittelfristig kaum verhindern, wohl aber ein großer Ausbruch der Krankheit. Keine Verharmlosung also, aber eben auch keine Hysterie.

Bisher ist es Taiwan damit überraschend gut gelungen, den Virus im Griff zu behalten. Noch ist die Krise auch auf der Insel nicht ausgestanden. Die Hoffnungen sind jedoch groß, dass sich die jahrelange Vorbereitung gelohnt und die Krisen-Infrastruktur den Stresstest überstanden hat. Damit könnte Taiwan zum Vorbild für andere Nationen werden – zumindest für drohende zukünftige Pandemien.

 

Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.taiwanexcellence.de/gewinner-2019/​​​​​​​ 

 


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